
Der Maler des Gesichts
Die Bedeutung des Spätwerks: Alexej von Jawlensky malte in seiner letzten Schaffensphase seine einflussreichsten Werke. Das Louisiana Museum of Art im dänischen Humblebæk widmet sich ab dem 30. Januar Jawlenskys Œuvre mit Fokus auf sein Spätwerk.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs musste der Russe Alexej von Jawlensky (1864/5-1941), der erst 1934 die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt, als Ausländer seinen langjährigen Wohnort München verlassen. Gemeinsam mit der bekannten adeligen Malerin Marianne von Werefkin (1960-1938), die Jawlensky in den 1890ern unterrichtet hatte und dessen Lebensgefährtin wurde, floh er in die Schweiz. Das Paar musste sich auf unbekannte, bescheidene Lebensverhältnisse einstellen. Jawlensky begann hier mangels Ateliers, die Aussicht aus seinem Zimmerfenster zu malen – und entdeckte den Reiz der Repetition eines Motivs. Seine Variationen entfernten sich zunehmend von der Naturnachahmung und wurden zu unabhängigen Bildwelten. In den 1930er-Jahren plagte Jawlensky schwere Arthritis, die ihn fast zur Aufgabe der Malerei zwang. Doch der Künstler, mit beiden Händen den Pinsel haltend, konnte nicht aufhören und entwickelte seine Variationen weiter: die Meditationen, an Gesichter mit großen Augen erinnernd, variierten diverse Farbkombinationen und waren Ausdruck Jawlenskys seelischer Empfindungen. Der Maler hatte mit dieser einzigartigen Reihe – etwa 1.000 der kleinformatigen Meditationen existieren – künstlerisch gefunden, wonach er sein Leben lang gesucht hatte. In der Ausstellung Alexej Jawlensky des Louisiana Museum of Art wird die Entwicklung des Künstlers vom frühen 20. Jahrhundert bis zu seinem Spätwerk detailliert nachgezeichnet, wobei der Fokus auf der Repräsentation der Meditationen liegt. Die Schau eröffnet am 30. Januar und endet am 01. Juni.
Jawlensky, Vater des Malers Andreas Jawlensky (1902-1984), war im Jahr 1909 einer der Mitbegründer der expressionistischen »Neuen Künstlervereinigung München«. Die drei durchgeführten Jahresausstellungen bis 1911 erhielten vor allem vernichtende Kritiken und viele Zerwürfnisse kennzeichneten das Dasein des Vereins. Wassily Kandinsky und Franz Marc waren Mitglieder, bevor sie den Blauen Reiter ins Leben riefen. Jawlensky hielt engen Kontakt zum Blauen Reiter und beteiligte sich 1913 an einer Ausstellung. Die aktuelle Schau des Louisiana Museum of Art ist die erste große Präsentation des Künstlers in Skandinavien.

Dive deeper into the art world
Neuer Fine Art Print von Eveline Stauffer
Mit ihren minimalistischen Gemälden gelingt es der Künstlerin Eveline Stauffer, die Ausdrucksstärke von maximal reduzierten Formen festzuhalten. Zur Veröffentlichung ihres neuen limitierten Fine Art Prints der Arbeit Light blue light in the south haben wir die Künstlerin interviewt.
Zeichnungen: mehr als Stift und Papier
Ab dem 22. Februar steht Stockholm im Bann der Zeichnung: Mit Yet Another Morning – Drawing in the Moderna Museet Collection wird das enorme Gestaltungspotential des Mediums deutlich. Circa 90 Prozent der Exponate waren noch nie zuvor in einer Ausstellung des Moderna Museet vertreten.