Los Angeles, Getty Museum zeigt Handschrift des späten Mittelalters

Das Erstaunliche und das Furchteinflößende

Ab dem 11. Juni ist im Getty Museum in Los Angeles die Ausstellung The Book of Marvels: Wonder and Fear in the Middle Ages zu sehen. Im Fokus steht eine Handschrift aus den 1460ern, in dem bizarre und gefährliche Lebewesen aus damals bekannten Ländern vorgestellt wurden. Das mittelalterliche Denken über das Fremde prägt westliche Stereotypen bis heute.

11. June 2024
Ms. 124 (2022.15), fol. 13v, Iceland, about 1460–1465
gemeinfrei
Ms. 124 (2022.15), fol. 13v, Iceland, about 1460–1465, Master of the Geneva Boccaccio (French, active about 1445 - 1470)

Drachen, Harpyien, Greife, Basilisken, Sirenen: Was uns heute in der Fantasyliteratur begegnet, galt im Mittelalter nicht wenigen als reale Wesen, die in fernen Ländern lebten. Bereits hochgeschätzt antike Autoren wie Plinius der Ältere (23-79 v. Chr.) berichteten von diesen und weiteren faszinierenden und gefährlichen Kreaturen. Im mittelalterlichen Europa weithin bekannt, aber heute fast vergessen sind etwa Kynokephale (Menschen mit Hundeköpfen), Skiapoden (Menschen mit einem riesigen Fuß), Acephale (kopflose Menschen mit dem Gesicht auf der Brust) und Panoti (Menschen mit riesigen Ohren). Viele erfundene Reiseberichte und weitere Schriften berichteten im Mittelalter über fremde Wesen und Länder. In der Handschrift Ms. 124 (2022.15) Livre des merveilles du monde (Buch über die Wunder der Welt) sammeln sich Hinweise zu Ländern außerhalb des heutigen Frankreich, in dem es angefertigt wurde. Es steht im Zentrum der Ausstellung The Book of Marvels: Wonder and Fear in the Middle Ages des Getty Museum in Los Angeles, die ein spannendes Kapitel der mittelalterlichen Kulturgeschichte erkundet. Das Buch und weitere Exponate sind vom 11. Juni bis zum 25. August ausgestellt.

Die Handschrift befand sich über Jahrhunderte in Frankreich im Besitz von verschiedenen Personen. Das Getty Museum erwarb sie im Jahr 2022 von einer Privatsammlung, in der sie sich seit 1925 befand. Zuvor war sie im Besitz des Kunsthistorikers Graf Paul Durrieu. Die Illustrationen stammen vom Meister des Genfer Boccaccio, einem französischen Buchmaler der zwischen 1445 und 1470 in Angers tätig war. Er fertigte mit MS M.461 zur selben Zeit eine weitere Version des Buches, das sich heute im Morgen Library & Museum in New York City befindet.Art.Salon

Ms. 124 (2022.15), fol. 5, India
gemeinfrei
Ms. 124 (2022.15), fol. 5, India, about 1460–1465, Master of the Geneva Boccaccio (French, active about 1445 - 1470)

Dive deeper into the art world

Denver Art Museum zeigt Kent Monkman

Im Denver Art Museum ist ab dem 20. April die erste große Museumsausstellung von Kent Monkman zu sehen: Der indigene Künstler ist bekannt für seine provokanten Anspielungen an europäische Historienmalerei, in denen er vergangene und gegenwärtige Lebenserfahrungen indigener Menschen in Nordamerika aufgreift.

19. April 2025
Kindberg: Georg Brandner in der Galerie K

Aus dem Leben eines Reisenden: In der Ausstellung Reise Manuskripte 1984–2025 der Galerie K zeigt Georg Brandner Kunstwerke aus den letzten 40 Jahren, die von Eindrücken und Erlebnissen seiner Reisen inspiriert sind. Die Schau läuft bis zum 02. Mai in Kindberg in der Steiermark.

16. April 2025