Bilder gegen die Bilderflut
In sehr zeitaufwendigen Prozessen entwickelt Robert Longo seine monumentalen Kohlezeichnungen. Er führt der Gesellschaft den Wert der Langsamkeit vor und ruft zu intensiverer Bildbetrachtung auf. Ab dem 11. April sind seine Werke im Louisiana Museum of Art in Humblebæk zu sehen.
Robert Longo (*1953) sieht kreative Prozesse immer als politischen Akt. Künstler seien Reporter, die der Wahrheit und aktuellen Problemen verpflichtet seien. Der wichtigste Aspekt seines Schaffensprozesses ist die Auswahl des Motivs, wie Longo betont, nicht das Malen des eigenen Werks. Sich selbst sieht er daher als Konzeptkünstler. Seine Arbeiten entstehen nach penibler Vorarbeit zum Teil mithilfe von Assistenten, dennoch dauert es oft bis zu einem Jahr, bis eine der monumentalen Kohlezeichnungen fertiggestellt ist. Mit seinen hyperrealistischen Schwarz-weiß-Zeichnungen hebt er besonders intensive und dramatische Bilder aus der Bilderflut unserer Gegenwart hervor und arbeitet gegen das schnelle Vergessen bedeutender Ereignisse in der modernen Berichterstattung. Longo isoliert durch die Farbwahl die Bildaussagen und potenziert deren Wirkung. Bilder, die tausendfach in Medien erschienen sind und als bekannt und dadurch als weniger schockierend oder wichtig empfunden werden – sprich »nachrichtenuntauglich« geworden sind –, erhalten durch Longo ihre ursprüngliche Bildkraft zurück. Vom 11. April bis zum 31. August sind seine Arbeiten in der gleichnamigen Ausstellung im Louisiana Museum of Art im dänischen Humblebæk zu sehen.
Longo gelang in den 1980er Jahren mit seiner Reihe Men in the Cities der Durchbruch. Zuvor hatte er sich während seines Studiums infolge eines Kontaktes zu seiner Mitstudentin Cindy Sherman auch mit Installation, Performance und Videokunst befasst. Longo gilt seit Jahrzehnten als wichtiger Künstler. Er nahm an den bedeutendsten Kunstausstellungen – der documenta, der Biennale von Venedig und der Whitney Biennial – teil und erhielt viele bedeutende Preise, unter anderem 2005 den Kaiserring der Stadt Goslar. Longo experimentierte auch mit anderen Medien, so führte er bei mehreren Musikvideos und beim Cyberpunk-Spielfilm Johnny Mnemonic (1995) Regie.
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