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Wilhelm Lehmbruck
Mädchen mit aufgestütztem Bein
Found at
Lempertz,
Cologne
Moderne und Zeitgenössische Kunst - Evening Sale, Lot 11
4. Jun - 4. Jun 2024
Moderne und Zeitgenössische Kunst - Evening Sale, Lot 11
4. Jun - 4. Jun 2024
Estimate: 50.000 - 70.000 EUR
Price realised: 94.500 EUR
Price realised: 94.500 EUR
Description
1910
Bronze. Höhe 62,4 cm. Seitlich unter dem linken Fuß signiert und bezeichnet 'LEHMBRUCK PARIS'. Am unteren Rand hinten mit der Bezeichnung des Gießers "Alexis Rudier Fondeur, Paris". Einer von nur 2 bei Schubert aufgeführten Lebzeitgüssen. Sehr selten. - Sehr schöne dunkle, teils bronzefarbene Patina mit wenigen Aufhellungen am Sockel.
In den Jahren nach dem Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf von 1901 bis 1906 suchte Wilhelm Lehmbruck nach neuen und zeitgemäßen Ausdrucksmöglichkeiten für seine Plastiken. Die entscheidenden Anregungen fand er bei Hans von Marées, aber vor allem bei den französischen oder belgischen Bildhauern Constantin Meunier, Auguste Rodin und Georges Minne. Ab 1906 weilte Lehmbruck daher regelmäßig in Paris, wo er sich 1910 niederließ. In der französischen Metropole nahm er persönlichen Kontakt mit Rodin auf, lernte Aristide Maillol kennen und leitete mit der „Großen Stehenden“ 1910/11 seinen endgültigen strengen Stil ein.
An der Schwelle zu Lehmbrucks überlängten und in sich gekehrten Plastiken ist das „Mädchen mit aufgestütztem Bein“ entstanden. Auch diese Bronze gibt eine stehende weibliche Figur wieder, doch anders als die folgenden Arbeiten nimmt die Frau eine komplizierte, in sich gedrehte Haltung ein. Während das aufgestellte Bein nach links gewendet ist, dreht sich der Oberkörper nach rechts und der Kopf wiederum in die Gegenrichtung. Mit dieser instabilen Haltung erinnert das „Mädchen mit aufgestelltem Bein“ an eine "figura serpentinata", an die gedrehten Figuren der italienischen Spätrenaissance. Noch deutlicher ausgeprägt ist aber der Bezug zum französischen Bildhauer Jean-Baptiste Carpeaux, der für seine bewegten Skulpturen an der Pariser Oper berühmt wurde. Alle diese Einflüsse aufnehmend, schuf er einen seltenen, sinnlich-verspielten Akt, dessen in sich gekehrter Blick schon auf die späteren Arbeiten wie die der „Großen Sinnenden“ (1913) vorausweist.
Curt Valentin, New York; Sammlung Sternberg, Saint Louis; Galerie Arnoldi-Livie, München (1970er Jahre); Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Bronze. Höhe 62,4 cm. Seitlich unter dem linken Fuß signiert und bezeichnet 'LEHMBRUCK PARIS'. Am unteren Rand hinten mit der Bezeichnung des Gießers "Alexis Rudier Fondeur, Paris". Einer von nur 2 bei Schubert aufgeführten Lebzeitgüssen. Sehr selten. - Sehr schöne dunkle, teils bronzefarbene Patina mit wenigen Aufhellungen am Sockel.
In den Jahren nach dem Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf von 1901 bis 1906 suchte Wilhelm Lehmbruck nach neuen und zeitgemäßen Ausdrucksmöglichkeiten für seine Plastiken. Die entscheidenden Anregungen fand er bei Hans von Marées, aber vor allem bei den französischen oder belgischen Bildhauern Constantin Meunier, Auguste Rodin und Georges Minne. Ab 1906 weilte Lehmbruck daher regelmäßig in Paris, wo er sich 1910 niederließ. In der französischen Metropole nahm er persönlichen Kontakt mit Rodin auf, lernte Aristide Maillol kennen und leitete mit der „Großen Stehenden“ 1910/11 seinen endgültigen strengen Stil ein.
An der Schwelle zu Lehmbrucks überlängten und in sich gekehrten Plastiken ist das „Mädchen mit aufgestütztem Bein“ entstanden. Auch diese Bronze gibt eine stehende weibliche Figur wieder, doch anders als die folgenden Arbeiten nimmt die Frau eine komplizierte, in sich gedrehte Haltung ein. Während das aufgestellte Bein nach links gewendet ist, dreht sich der Oberkörper nach rechts und der Kopf wiederum in die Gegenrichtung. Mit dieser instabilen Haltung erinnert das „Mädchen mit aufgestelltem Bein“ an eine "figura serpentinata", an die gedrehten Figuren der italienischen Spätrenaissance. Noch deutlicher ausgeprägt ist aber der Bezug zum französischen Bildhauer Jean-Baptiste Carpeaux, der für seine bewegten Skulpturen an der Pariser Oper berühmt wurde. Alle diese Einflüsse aufnehmend, schuf er einen seltenen, sinnlich-verspielten Akt, dessen in sich gekehrter Blick schon auf die späteren Arbeiten wie die der „Großen Sinnenden“ (1913) vorausweist.
Curt Valentin, New York; Sammlung Sternberg, Saint Louis; Galerie Arnoldi-Livie, München (1970er Jahre); Privatsammlung Nordrhein-Westfalen