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Marianne von Werefkin
Rosalia Leiß
Estimate: 90.000 - 100.000 EUR
Price realised: 111.600 EUR
Price realised: 111.600 EUR
Description
1908/1909
Tempera auf festem Malkarton 64 x 50 cm Gerahmt. Unbezeichnet. Rückseitig alt von fremder Hand mit Informationen zur Künstlerin und Dargestellten versehen. - Sehr farbfrisch erhalten.
Bei dem Bildnis der Rosalia Leiß handelt es sich nicht nur um ein beeindruckendes Porträt, sondern auch um eine typische und spannungsvolle Arbeit der russischen Künstlerin Marianne von Werefkin, Gefährtin Alexej von Jawlenskys und Mitbegründerin der N.K.V.M., aus der später die Künstlergruppe Blauer Reiter hervorgehen sollte.
Selbst früh bei Ilja Repin und anderen namhaften Malern ausgebildet, hatte sie sich vorgenommen, Jawlensky künstlerisch zu fördern. Finanziell mit einer zaristischen Rente unabhängig, zog Werefkin zusammen mit Jawlensky 1896 nach München. Gemeinsam fuhren sie 1906 zu Studienzwecken nach Frankreich.
Werefkin fühlte sich der Kunst der Nabis, dem Werk Van Goghs, Gauguins, Bernards und Anquetin verbunden und sollte diese Ideen auch später an Wassily Kandinsky und Gabriele Münter weitergeben, mit denen sie und Jawlensky sich in den folgenden Jahren in München befreundeten (Bernd Fäthke, Marianne Werfkin - „des blauen Reiterreiterin“, in: Ausst. Kat. Marianne Werefkin. Vom Blauen Reiter zum Großen Bären, Städt. Galerie Bietigheim-Bissingen/Museen Böttcher Straße/Paula Modersohn-Becker Museum Bremen 2014, S. 44). Gemeinsam, aber unabhängig voneinander, entdeckten sie Murnau als ländliche Zuflucht - 1909 sollte Münter dort ein Haus erwerben, das sogenannte „Russenhaus". Vorerst logierte man aber während der Sommermonate der Jahre 1907 bis 1909 im Gasthof.
Aus der Beschäftigung mit der heimischen bäuerlichen Volkskunst zogen sie künstlerisch neue Impulse, ähnlich vielleicht wie die Dresdner Brücke-Künstler auf der Suche nach Ursprünglichkeit ihr Heil in ozeanischer und afrikanischer Stammeskunst suchten.
Die Hinterglasmalerei faszinierte Kandinsky und seine Künstlerfreunde besonders, und auch von Werefkin existieren eigene an dieser bayerischen Malerei orientierte Werke (Fäthke, op. cit. Abb. 48, 49). Darüber hinaus schienen ihr die bayerischen Bauern selbst und ihre Bräuche interessant.
Das Bildnis der Rosalia Leiß ist bestimmt von der Einfachheit der Formen einerseits, vor dem sich andererseits das fein modellierte Gesicht des Modells abhebt. Aus diesem Spannungsfeld ergibt sich das besondere Interesse an dem Porträt: allgemeingültige, an die einfache Flächigkeit der Hinterglasmalerei erinnernde Form, gepaart mit individueller Linearität. Die Farbgebung in verschiedenen Grüntönen ist raffiniert kombiniert mit Violett. Werefkin stellt hier einen Komplementärkontrast zweier Sekundärfarben gegeneinander. Mit forschendem Blick ruhen Rosalias kühle Augen auf dem Betrachter, fast ein wenig belustigt. Nicht als einfache Bäuerin, sondern als die rückseitig so genannte „Landwirtsgattin“ Leiß verkörpert die 74-Jährige Würde und Selbstbewußtsein. Die Fortschrittlichkeit der malerischen Auffassung Werefkins wird im Vergleich mit dem ein Jahr darauf von Gabriele Münter gemalten Porträt desselben Modells offensichtlich, in dem weder psychologische Tiefe noch
„Am 1. Dezemer 1909 fand die Eröffnung der ersten Ausstellung der N.K.V.M. mit 16 Künstlern statt. 'Sie wurde dann eine große Ausstellung in München', so Jawlensky. […] Jawlensky war in der Ausstellung mit elf Arbeiten vertreten. Werefkin zeigte sechs Gemälde, darunter Schuhplattler, ein Gemälde, mit dem sie bayerisches Brauchtum würdigte. […] Werefkins Schuhplattler und ihre Hinterglasmalereien belegen, dass sich die russische Malerin für die bayerische Volkskunst engagierte.“ (Fäthke, op.cit., S. 46) Werefkins Bildnis von Rosalia Leiß von 1908 wurde in dieser Ausstellung der „Neuen Künstlervereinigung München“ nicht gezeigt, sondern verblieb in der Familie der Darge
Direkt von der Künstlerin erhalten, seitdem in Familienbesitz
Tempera auf festem Malkarton 64 x 50 cm Gerahmt. Unbezeichnet. Rückseitig alt von fremder Hand mit Informationen zur Künstlerin und Dargestellten versehen. - Sehr farbfrisch erhalten.
Bei dem Bildnis der Rosalia Leiß handelt es sich nicht nur um ein beeindruckendes Porträt, sondern auch um eine typische und spannungsvolle Arbeit der russischen Künstlerin Marianne von Werefkin, Gefährtin Alexej von Jawlenskys und Mitbegründerin der N.K.V.M., aus der später die Künstlergruppe Blauer Reiter hervorgehen sollte.
Selbst früh bei Ilja Repin und anderen namhaften Malern ausgebildet, hatte sie sich vorgenommen, Jawlensky künstlerisch zu fördern. Finanziell mit einer zaristischen Rente unabhängig, zog Werefkin zusammen mit Jawlensky 1896 nach München. Gemeinsam fuhren sie 1906 zu Studienzwecken nach Frankreich.
Werefkin fühlte sich der Kunst der Nabis, dem Werk Van Goghs, Gauguins, Bernards und Anquetin verbunden und sollte diese Ideen auch später an Wassily Kandinsky und Gabriele Münter weitergeben, mit denen sie und Jawlensky sich in den folgenden Jahren in München befreundeten (Bernd Fäthke, Marianne Werfkin - „des blauen Reiterreiterin“, in: Ausst. Kat. Marianne Werefkin. Vom Blauen Reiter zum Großen Bären, Städt. Galerie Bietigheim-Bissingen/Museen Böttcher Straße/Paula Modersohn-Becker Museum Bremen 2014, S. 44). Gemeinsam, aber unabhängig voneinander, entdeckten sie Murnau als ländliche Zuflucht - 1909 sollte Münter dort ein Haus erwerben, das sogenannte „Russenhaus". Vorerst logierte man aber während der Sommermonate der Jahre 1907 bis 1909 im Gasthof.
Aus der Beschäftigung mit der heimischen bäuerlichen Volkskunst zogen sie künstlerisch neue Impulse, ähnlich vielleicht wie die Dresdner Brücke-Künstler auf der Suche nach Ursprünglichkeit ihr Heil in ozeanischer und afrikanischer Stammeskunst suchten.
Die Hinterglasmalerei faszinierte Kandinsky und seine Künstlerfreunde besonders, und auch von Werefkin existieren eigene an dieser bayerischen Malerei orientierte Werke (Fäthke, op. cit. Abb. 48, 49). Darüber hinaus schienen ihr die bayerischen Bauern selbst und ihre Bräuche interessant.
Das Bildnis der Rosalia Leiß ist bestimmt von der Einfachheit der Formen einerseits, vor dem sich andererseits das fein modellierte Gesicht des Modells abhebt. Aus diesem Spannungsfeld ergibt sich das besondere Interesse an dem Porträt: allgemeingültige, an die einfache Flächigkeit der Hinterglasmalerei erinnernde Form, gepaart mit individueller Linearität. Die Farbgebung in verschiedenen Grüntönen ist raffiniert kombiniert mit Violett. Werefkin stellt hier einen Komplementärkontrast zweier Sekundärfarben gegeneinander. Mit forschendem Blick ruhen Rosalias kühle Augen auf dem Betrachter, fast ein wenig belustigt. Nicht als einfache Bäuerin, sondern als die rückseitig so genannte „Landwirtsgattin“ Leiß verkörpert die 74-Jährige Würde und Selbstbewußtsein. Die Fortschrittlichkeit der malerischen Auffassung Werefkins wird im Vergleich mit dem ein Jahr darauf von Gabriele Münter gemalten Porträt desselben Modells offensichtlich, in dem weder psychologische Tiefe noch
„Am 1. Dezemer 1909 fand die Eröffnung der ersten Ausstellung der N.K.V.M. mit 16 Künstlern statt. 'Sie wurde dann eine große Ausstellung in München', so Jawlensky. […] Jawlensky war in der Ausstellung mit elf Arbeiten vertreten. Werefkin zeigte sechs Gemälde, darunter Schuhplattler, ein Gemälde, mit dem sie bayerisches Brauchtum würdigte. […] Werefkins Schuhplattler und ihre Hinterglasmalereien belegen, dass sich die russische Malerin für die bayerische Volkskunst engagierte.“ (Fäthke, op.cit., S. 46) Werefkins Bildnis von Rosalia Leiß von 1908 wurde in dieser Ausstellung der „Neuen Künstlervereinigung München“ nicht gezeigt, sondern verblieb in der Familie der Darge
Direkt von der Künstlerin erhalten, seitdem in Familienbesitz
Upper estimated price slightly exceeded
The work Rosalia Leiß by Marianne von Werefkin was auctioned at Lempertz in Cologne in December 2016. Here, the upper estimate of EUR 100,000.00 was slightly exceeded - the artwork found a new owner for EUR 111,600.00. However, buyers have had to dig much deeper into their pockets for other works by Marianne von Werefkin - we have observed the highest auction result to date for the work Styx, which sold at auction in June 2008 for GBP 337,250.00 (€ 426,295.31).
Oberer Schätzpreis leicht übertroffen
Die Arbeit Rosalia Leiß von Marianne von Werefkin kam im Dezember 2016 bei Lempertz in Köln zur Auktion. Dabei wurde der obere Schätzpreis von EUR 100.000,00 leicht übertroffen – das Kunstwerk fand für EUR 111.600,00 einen neuen Besitzer. Für andere Arbeiten von Marianne von Werefkin mussten die Käufer allerdings auch schon deutlich tiefer in die Tasche greifen – das bisher höchste Auktionsergebnis haben wir für die Arbeit Styx beobachtet, die im Juni 2008 für GBP 337.250,00 (€ 426.295,31) versteigert wurde.