Nan Goldin born 1953

Nancy »Nan« Goldin, geb. 12.09.1953 in Washington D. C., ist eine US-amerikanische Fotografin, die für ihre sensiblen, provokanten und persönlichen Bildinhalte bekannt ist. Goldin nutzt ihre Arbeit, um sich selbst sowie die Menschen in ihrem Umfeld zur porträtieren und verschiedene Abschnitte ihres bewegten Lebens in schonungsloser Direktheit zu inszenieren. Leben und Tod liegen in ihren Bildern stets nah beieinander: Sie hielt schicksalsvolle biografische Erlebnisse wie körperliche Misshandlung oder die Folgen von AIDS-Erkrankungen und Drogenmissbrauch sowie tabubehaftete Themen wie Nacktheit und Sexualität in eindrücklicher Weise fest – oftmals fasste sie mehrere Jahre in Serien zusammen.

Ihre eigenen Tiefschläge, wie etwa ihre Heroinsucht, die sie Angaben zufolge 1988 überwand, rückte Goldin so für die Betrachtenden ein Stück weit ins Zentrum der Gesellschaft. Für die vermeintliche Verherrlichung dieser Sucht wurde sie regelmäßig kritisiert. Goldin hatte schon früh mit einem Schicksalsschlag zu kämpfen: Als sie 14 Jahre alt war, nahm sich ihre ältere Schwester das Leben. So zog sie kurz darauf bereits aus ihrem Elternhaus aus. Sie interessierte sich schon in ihren Teenagerjahren für Fotografie und konnte mit einigen ihrer Amateurbilder sogar eine erste kleinere Einzelausstellung erreichen. 1974 nahm sie ein Studium an der School of the Museum of Fine Arts in Boston auf und schloss dieses 1978 ab.

Daraufhin zog Goldin nach New York, wo ihre künstlerische Laufbahn beginnen sollte. Als »Durchbruch« wird die Zeit zwischen 1980 und 1986 bezeichnet, in der sie ihre erfolgreiche Werkreihe und ihre bis heute bekannteste Arbeit The Ballad of Sexual Dependency fertigte. Die Tonbildschau wurde zuletzt 2016/17 im Museum of Modern Art in New York ausgestellt. 1982 reiste die Fotografin auf eine Einladung von Alf Bold hin, einem Schauspieler und Kinoprogrammdirektor, zum ersten Mal nach Westberlin und besuchte die heutige Hauptstadt von da an jährlich. 1984 durfte sie das Plakatmotiv für die Berliner Filmfestspiele gestalten. Sie freundete sich ebendort mit der Band Die Tödliche Doris an und fotografierte sie während verschiedener Auftritte u. a. in Paris und New York.

Einer der größten Erfolge Goldins war ihre Rolle als Kuratorin bei den Rencontres d’Arles 2009, einem weltweit renommierten Fotografiefestival. Seit 2018 ist sie auch als Aktivistin gegen bestimmte Pharmakonzerne tätig, nachdem sie 2014 mit einer post-operativen Medikamentensucht zu kämpfen hatte. Goldin durfte bereits verschiedene Preise und Ehrungen entgegennehmen – 2007 erhielt sie den Hasselblad Photography Award, 2011 den Reminders Day Award und 2019 den Kunstpreis Ruth Baumgarte. Heute lebt und arbeitet sie überwiegend in New York.