Moyses van Uyttenbroeck
Bewaldete Landschaft mit Salmakis und Hermaphroditos
Estimate: 80.000 - 100.000 EUR
Price realised: 372.000 EUR
Price realised: 372.000 EUR
Description
Öl auf Holz. 47,7 x 69 cm.
Monogrammiert und datiert unten rechts: M WB 162(7).
Die „Waldlandschaft mit Salmakis und Hermaphroditos“, lange Zeit im Bestand des Mauritshuis in Den Haag, ist ein Hauptwerk Moyses van Uyttenbroecks. Seine Bedeutung ergibt sich gleichermaßen aus der einzigartigen Landschaftskomposition wie dem außergewöhnlichen Thema dieses Gemäldes, der Ovidschen Fabel von der Verschmelzung eines Halbgottes und einer Nymphe zu einem Zwitterwesen.
Ovid erzählt in seinen Metamorphosen - mit sichtbarer Freude an den Details - die Geschichte des ausnehmend hübschen jungen Halbgottes Hermaphroditos und der liebestollen Nymphe Salmakis: Hermaphroditos war der Sohn des Merkur und der Venus, sein schönes Antlitz trug männliche und weibliche Züge. Auf seiner Wanderung gelangte er an einen klaren See, und er beschloss, darin zu baden. Da entdeckte ihn die Quellnymphe Salmakis, verliebte sich in ihn und stellte ihm nach. Der junge Hermaphroditos, unerfahren in Dingen der Liebe, wehrte sie jedoch ab. Salmakis gab zunächst vor, sich zurückzuziehen, verbarg sich jedoch in seiner Nähe. Als sich Hermaphroditos daraufhin entkleidete, um in den See zu steigen, war es um Salmakis geschehen. Ganz von Sinnen und brennend vor Begierde, wie es bei Ovid heißt, entledigte sie sich ihrer Kleidung, jagte Hermaphroditos hinterher und umschlang ihn. Als dieser sich wieder heftig wehrte, flehte sie die Götter an, sie möge auf ewig mit ihm vereini
Es verwundert nicht, dass sich die Künstler de Neuzeit, für die Ovids Metamorphosen eine stete Quelle faszinierender Geschichten war, dieser Erzählung annahmen. Pieter Lastman (heute verloren) und Jakob Pynas (Abb. 1) etwa stellten die Erzählung in ihrer Malerei dar. Van Uyttenbroeck, der in engem Austausch mit den Künstlern des Lastman-Kreises stand, dürfte deren Kompositionen gekannt haben. Anders als etwa Jakob Pynas (der darin der italienischen Darstellungstradition folgt), stellt van Uyttenbroeck nicht dar, wie Salmakis Hermaphroditos nachstellt oder umschlingt. Er zeigt vielmehr den Moment, in dem der arglose Halbgott ins Wasser steigt und von der bereits entkleideten Nymphe beobachtet wird.
Van Uyttenroeck erreicht durch die Platzierung der beiden Protagonisten und der diagonalen Staffelung der Landschaft, dass der Rezipient bei der Betrachtung des Gemäldes quasi dem Blick der Salmakis folgt. Die Nymphe wird so zur Identifikationsfigur des Betrachters im Bild, dieser wiederum wie Salmakis zu einem Voyeur. Überdies, und das ist eine weitere Besonderheit der Bilderfindung, erzählt van Uyttenbroeck den weiteren Verlauf der Ovidschen Fabel durch die Landschaft: So wird die Verschmelzung von Hermaphroditos und Salmakis durch die sich ineinander schlingenden Äste der zwei Bäume im Bildzentrum repräsentiert und antizipiert. Was niederländische Künstler wie Jan Gossaert (Abb. 2; Rotterdam, Boijmans van Beuningen Museum) in einer Figurenkomposition darstellen, zeigt van Uyttenbroeck auf diese Weise in der Natur.
Damit erzeugt van Uyttenbroek in seiner Landschaftskomposition eine raffinierte Doppeldeutigkeit. Hinter einer vordergründig friedvollen Szenerie im Stil einer Pastorale verbirgt sich eine fantastische Landschaft, die verwunschen ist. Denn der zum Zwitterwesen transformierte Hermaphroditos bat die Götter, sein eigenes Schicksal möge jeden ereilen, der in den See steigt; ein Wunsch, den ihm die boshaften Götter erfüllen sollten.
Moses van Uyttenbroecks geistreiche Landschaft mit der Erzählung des Hermaphroditos-Mythos traf in Den Haag, wo der Künstler Zeit seines Lebens tätig war, sicherlich auf ein verständiges Publikum, das die Vielschichtigkeit der Darstellung verstand; nicht zuletzt in Person des Statthalters Frederick Hendrick, der solche mythologischen Themen schätzte und van Uyttenbroeck später bedeutende Aufträge in dieser Gattung vergeben sollte.
Abb. 1/Ill. 1: Magdalena van de Passe nach Jacob Pynas, Salmakis und Hermaphroditos, Radierung / Magdalena van de Passe after Jacob Pynas, Salmacis and Hermaphroditos, Engraving © Rijksmuseum, Amsterdam Abb. 2/Ill. 2: Jan Gossaert, Salmakis und Hermaphroditos / Salmacis and Hermaphroditos © Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam
Slg. des Künstlers Joseph Henri Gosschalk (1875-1952), Den Haag. - Ab 1931 als Leihgabe im Gemeentemuseum, Den Haag. - Von J. Mooijman (Angestellter einer Brauerei) 1943 verkauft an Erhard Göpel für den „Sonderauftrag Linz“. - Stichting Nederlands Kunstbezit, Den Haag 1946 (Inv.-Nr. NK 2532). - Als Leihgabe an das Kunsthistorisch Instituut, Utrecht. - Prins Willem V Gallerij, Den Haag, seit 1977. – Mauritshuis, Den Haag, als Leihgabe des Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, 1992-2010. - Übertragen 2010. - 2018 an die Erben nach Joseph Henri Gosschalk restituiert.
Monogrammiert und datiert unten rechts: M WB 162(7).
Die „Waldlandschaft mit Salmakis und Hermaphroditos“, lange Zeit im Bestand des Mauritshuis in Den Haag, ist ein Hauptwerk Moyses van Uyttenbroecks. Seine Bedeutung ergibt sich gleichermaßen aus der einzigartigen Landschaftskomposition wie dem außergewöhnlichen Thema dieses Gemäldes, der Ovidschen Fabel von der Verschmelzung eines Halbgottes und einer Nymphe zu einem Zwitterwesen.
Ovid erzählt in seinen Metamorphosen - mit sichtbarer Freude an den Details - die Geschichte des ausnehmend hübschen jungen Halbgottes Hermaphroditos und der liebestollen Nymphe Salmakis: Hermaphroditos war der Sohn des Merkur und der Venus, sein schönes Antlitz trug männliche und weibliche Züge. Auf seiner Wanderung gelangte er an einen klaren See, und er beschloss, darin zu baden. Da entdeckte ihn die Quellnymphe Salmakis, verliebte sich in ihn und stellte ihm nach. Der junge Hermaphroditos, unerfahren in Dingen der Liebe, wehrte sie jedoch ab. Salmakis gab zunächst vor, sich zurückzuziehen, verbarg sich jedoch in seiner Nähe. Als sich Hermaphroditos daraufhin entkleidete, um in den See zu steigen, war es um Salmakis geschehen. Ganz von Sinnen und brennend vor Begierde, wie es bei Ovid heißt, entledigte sie sich ihrer Kleidung, jagte Hermaphroditos hinterher und umschlang ihn. Als dieser sich wieder heftig wehrte, flehte sie die Götter an, sie möge auf ewig mit ihm vereini
Es verwundert nicht, dass sich die Künstler de Neuzeit, für die Ovids Metamorphosen eine stete Quelle faszinierender Geschichten war, dieser Erzählung annahmen. Pieter Lastman (heute verloren) und Jakob Pynas (Abb. 1) etwa stellten die Erzählung in ihrer Malerei dar. Van Uyttenbroeck, der in engem Austausch mit den Künstlern des Lastman-Kreises stand, dürfte deren Kompositionen gekannt haben. Anders als etwa Jakob Pynas (der darin der italienischen Darstellungstradition folgt), stellt van Uyttenbroeck nicht dar, wie Salmakis Hermaphroditos nachstellt oder umschlingt. Er zeigt vielmehr den Moment, in dem der arglose Halbgott ins Wasser steigt und von der bereits entkleideten Nymphe beobachtet wird.
Van Uyttenroeck erreicht durch die Platzierung der beiden Protagonisten und der diagonalen Staffelung der Landschaft, dass der Rezipient bei der Betrachtung des Gemäldes quasi dem Blick der Salmakis folgt. Die Nymphe wird so zur Identifikationsfigur des Betrachters im Bild, dieser wiederum wie Salmakis zu einem Voyeur. Überdies, und das ist eine weitere Besonderheit der Bilderfindung, erzählt van Uyttenbroeck den weiteren Verlauf der Ovidschen Fabel durch die Landschaft: So wird die Verschmelzung von Hermaphroditos und Salmakis durch die sich ineinander schlingenden Äste der zwei Bäume im Bildzentrum repräsentiert und antizipiert. Was niederländische Künstler wie Jan Gossaert (Abb. 2; Rotterdam, Boijmans van Beuningen Museum) in einer Figurenkomposition darstellen, zeigt van Uyttenbroeck auf diese Weise in der Natur.
Damit erzeugt van Uyttenbroek in seiner Landschaftskomposition eine raffinierte Doppeldeutigkeit. Hinter einer vordergründig friedvollen Szenerie im Stil einer Pastorale verbirgt sich eine fantastische Landschaft, die verwunschen ist. Denn der zum Zwitterwesen transformierte Hermaphroditos bat die Götter, sein eigenes Schicksal möge jeden ereilen, der in den See steigt; ein Wunsch, den ihm die boshaften Götter erfüllen sollten.
Moses van Uyttenbroecks geistreiche Landschaft mit der Erzählung des Hermaphroditos-Mythos traf in Den Haag, wo der Künstler Zeit seines Lebens tätig war, sicherlich auf ein verständiges Publikum, das die Vielschichtigkeit der Darstellung verstand; nicht zuletzt in Person des Statthalters Frederick Hendrick, der solche mythologischen Themen schätzte und van Uyttenbroeck später bedeutende Aufträge in dieser Gattung vergeben sollte.
Abb. 1/Ill. 1: Magdalena van de Passe nach Jacob Pynas, Salmakis und Hermaphroditos, Radierung / Magdalena van de Passe after Jacob Pynas, Salmacis and Hermaphroditos, Engraving © Rijksmuseum, Amsterdam Abb. 2/Ill. 2: Jan Gossaert, Salmakis und Hermaphroditos / Salmacis and Hermaphroditos © Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam
Slg. des Künstlers Joseph Henri Gosschalk (1875-1952), Den Haag. - Ab 1931 als Leihgabe im Gemeentemuseum, Den Haag. - Von J. Mooijman (Angestellter einer Brauerei) 1943 verkauft an Erhard Göpel für den „Sonderauftrag Linz“. - Stichting Nederlands Kunstbezit, Den Haag 1946 (Inv.-Nr. NK 2532). - Als Leihgabe an das Kunsthistorisch Instituut, Utrecht. - Prins Willem V Gallerij, Den Haag, seit 1977. – Mauritshuis, Den Haag, als Leihgabe des Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, 1992-2010. - Übertragen 2010. - 2018 an die Erben nach Joseph Henri Gosschalk restituiert.
A top price for Moses Matheusz. van Uyttenbroeck
When the work Bewaldete Landschaft mit Salmakis und Hermaphroditos by Moses Matheusz. van Uyttenbroeck was auctioned at Lempertz in Cologne in May 2019, the result exceeded expectations many times over. The upper estimate was set at - in retrospect quite modest - EUR 100,000.00 but the actual price achieved was more than three times as high at EUR 372,000.00. This high result makes Bewaldete Landschaft mit Salmakis und Hermaphroditos the most expensive artwork by Moses Matheusz. van Uyttenbroeck that we have observed at auctions so far.
Ein Spitzenpreis für Moses Matheusz. van Uyttenbroeck
Als die Arbeit Bewaldete Landschaft mit Salmakis und Hermaphroditos von Moses Matheusz. van Uyttenbroeck im Mai 2019 bei Lempertz in Köln versteigert wurde, übertraf das Ergebnis die Erwartungen um ein Vielfaches. Der obere Schätzpreis war mit – rückwirkend betrachtet recht bescheidenen – EUR 100.000,00 angesetzt, der tatsächlich erzielte Preis hingegen war mit EUR 372.000,00 mehr als dreimal so hoch. Dieses hohe Ergebnis macht Bewaldete Landschaft mit Salmakis und Hermaphroditos zu dem teuersten Kunstwerk von Moses Matheusz. van Uyttenbroeck, das wir bisher bei Auktionen beobachtet haben.