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Meister der Weiblichen Halbfiguren
Weite Landschaft mit der Bekehrung des Heiligen Paulus
Found at
Lempertz,
Cologne
Gemälde und Zeichnungen Alter Meister / Skulptur, Lot 1516
17. Nov - 17. Nov 2018
Gemälde und Zeichnungen Alter Meister / Skulptur, Lot 1516
17. Nov - 17. Nov 2018
Estimate: 100.000 - 140.000 EUR
Price realised: 409.200 EUR
Price realised: 409.200 EUR
Description
Öl auf Holz (parkettiert). 30,5 x 43,9 cm.
Der „Meister der weiblichen Halbfiguren“ ist ein anonymer Maler, dessen genaue Lebensdaten noch immer unbekannt sind. Seinen Namen erhielt er Ende des 19. Jahrhunderts nach einem Gemälde in der Sammlung Harrach (Schloss Rohrau), das drei musizierende junge Frauen darstellt. 1935 hat Max J. Friedländer diesem Meister eine Gruppe von 67 Gemälden zugeschrieben, zumeist Bilder mit elegant gekleideten weiblichen Halbfiguren, darunter mehrere in der Art der Heiligen Magdalena, die in den nördlichen Niederlanden besonders verehrt wurde. Einige dieser Bilder haben als Hintergrund eine fein gemalte Landschaft, die eine Nähe an Joachim Patinir verrät.
Immer wieder haben Kunstwissenschaftler versucht, das künstlerische Umfeld des Meister zu klären. F. Wickhoff glaubte, dass er aus Frankreich stammen könnte, während O. Benesch ihn nach Brügge und S. Bergmans nach Mechelen verortete. Die neuesten Forschungen haben in seinen Werken aber auch den Einfluss von Joos van Cleve, Jan Massys und Bernard van Orley aufgezeigt, so dass nicht auszuschließen ist, dass er möglicherweise in Antwerpen oder Brüssel tätig war.
Das Motiv der „Bekehrung des Heiligen Paulus“ ist bislang einmalig in der Produktion dieses Meisters. Darüber hinaus ist es allgemein selten in der flämischen Malerei der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts; Patinir hat es nicht gemalt. Die Darstellung stammt aus der Apostelgeschichte (9:3-7) und beschreibt, wie Christus Paulus auf seinem Weg nach Damaskus erscheint. Vom Himmel strahlt ein blendendes Licht, das Ross und Reiter erschreckt, wodurch beide zu Boden stürzen. Dieses göttliche Ereignis nicht wahrnehmend setzen die anderen Soldaten ihren Weg fort in Richtung einer fernen Stadt am Wasser, vorbei an bewaldeten Hügeln und felsigen Bergen.
Alexander Wieds Zuschreibung an den Meister der weiblichen Halbfiguren anlässlich der Ausstellung von 2004 stützt sich auf vergleichbare Werke. Am auffälligsten ist die Ähnlichkeit von Struktur und Landschaftsikonographie zu einer Landschaft mit Jagdgesellschaft in Genf (Musée d'Art et d'Histoire). Die Landschaft ist nahezu identisch, wenngleich seitenverkehrt, z. B. die Baumgruppe mit dem dürren Baum, dessen Äste und spärliches Laub sich gegen den Himmel abgrenzen. Vogelschwärme, ein von Patinir vermiedenes Element, sind in beiden Kompositionen zu sehen. Schließlich bieten beide Hintergründe einen Panoramablick mit hoher Horizontlinie und blauen Bergen hinter einer Hafenstadt.
Weitere Merkmale dieser „Bekehrung des Heiligen Paulus" sind typisch für das Vokabular des Meisters, wie die moosbedeckten Stämme der Bäume, der mit Gras- und Farnblättern bedeckte Boden und die mit Kieselsteinen übersäten Wege. In seiner Studie aus dem Jahr 2004 lobte Alexander Wied die hohe technische Qualität dieses bis dahin unbekannten Bildes. Er datierte es um 1545 zur Reifezeit des Meisters.
Deutsche Privatsammlung
Der „Meister der weiblichen Halbfiguren“ ist ein anonymer Maler, dessen genaue Lebensdaten noch immer unbekannt sind. Seinen Namen erhielt er Ende des 19. Jahrhunderts nach einem Gemälde in der Sammlung Harrach (Schloss Rohrau), das drei musizierende junge Frauen darstellt. 1935 hat Max J. Friedländer diesem Meister eine Gruppe von 67 Gemälden zugeschrieben, zumeist Bilder mit elegant gekleideten weiblichen Halbfiguren, darunter mehrere in der Art der Heiligen Magdalena, die in den nördlichen Niederlanden besonders verehrt wurde. Einige dieser Bilder haben als Hintergrund eine fein gemalte Landschaft, die eine Nähe an Joachim Patinir verrät.
Immer wieder haben Kunstwissenschaftler versucht, das künstlerische Umfeld des Meister zu klären. F. Wickhoff glaubte, dass er aus Frankreich stammen könnte, während O. Benesch ihn nach Brügge und S. Bergmans nach Mechelen verortete. Die neuesten Forschungen haben in seinen Werken aber auch den Einfluss von Joos van Cleve, Jan Massys und Bernard van Orley aufgezeigt, so dass nicht auszuschließen ist, dass er möglicherweise in Antwerpen oder Brüssel tätig war.
Das Motiv der „Bekehrung des Heiligen Paulus“ ist bislang einmalig in der Produktion dieses Meisters. Darüber hinaus ist es allgemein selten in der flämischen Malerei der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts; Patinir hat es nicht gemalt. Die Darstellung stammt aus der Apostelgeschichte (9:3-7) und beschreibt, wie Christus Paulus auf seinem Weg nach Damaskus erscheint. Vom Himmel strahlt ein blendendes Licht, das Ross und Reiter erschreckt, wodurch beide zu Boden stürzen. Dieses göttliche Ereignis nicht wahrnehmend setzen die anderen Soldaten ihren Weg fort in Richtung einer fernen Stadt am Wasser, vorbei an bewaldeten Hügeln und felsigen Bergen.
Alexander Wieds Zuschreibung an den Meister der weiblichen Halbfiguren anlässlich der Ausstellung von 2004 stützt sich auf vergleichbare Werke. Am auffälligsten ist die Ähnlichkeit von Struktur und Landschaftsikonographie zu einer Landschaft mit Jagdgesellschaft in Genf (Musée d'Art et d'Histoire). Die Landschaft ist nahezu identisch, wenngleich seitenverkehrt, z. B. die Baumgruppe mit dem dürren Baum, dessen Äste und spärliches Laub sich gegen den Himmel abgrenzen. Vogelschwärme, ein von Patinir vermiedenes Element, sind in beiden Kompositionen zu sehen. Schließlich bieten beide Hintergründe einen Panoramablick mit hoher Horizontlinie und blauen Bergen hinter einer Hafenstadt.
Weitere Merkmale dieser „Bekehrung des Heiligen Paulus" sind typisch für das Vokabular des Meisters, wie die moosbedeckten Stämme der Bäume, der mit Gras- und Farnblättern bedeckte Boden und die mit Kieselsteinen übersäten Wege. In seiner Studie aus dem Jahr 2004 lobte Alexander Wied die hohe technische Qualität dieses bis dahin unbekannten Bildes. Er datierte es um 1545 zur Reifezeit des Meisters.
Deutsche Privatsammlung
Upper estimate price exceeded by more than 100%
This artwork by The Master Of The Female Half-Lengths achieved an unexpectedly high price at Lempertz in Cologne in November 2018. In the Gemälde und Zeichnungen Alter Meister / Skulptur auction, the work Weite Landschaft mit der Bekehrung des Heiligen Paulus sold for EUR 409,200.00 - well above the upper estimate of EUR 140,000.00. However, buyers have had to dig much deeper into their pockets for other works by The Master Of The Female Half-Lengths - we have observed the highest auction result to date for the work Mary Magdalene Holding The Unguent Jar, which sold at auction in July 2014 for GBP 866,500.00 (€ 1,092,928.94).
Oberer Schätzpreis um mehr als 100% übertroffen
Dieses Kunstwerk von The Master Of The Female Half-Lengths erzielte im November 2018 bei Lempertz in Köln einen unerwartet hohen Preis. In der Auktion Gemälde und Zeichnungen Alter Meister / Skulptur wurde die Arbeit Weite Landschaft mit der Bekehrung des Heiligen Paulus für EUR 409.200,00 versteigert – und damit weit über dem oberen Schätzpreis von EUR 140.000,00. Für andere Arbeiten von The Master Of The Female Half-Lengths mussten die Käufer allerdings auch schon deutlich tiefer in die Tasche greifen – das bisher höchste Auktionsergebnis haben wir für die Arbeit Mary Magdalene Holding The Unguent Jar beobachtet, die im Juli 2014 für GBP 866.500,00 (€ 1.092.928,94) versteigert wurde.