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Hein Gorny
Entwurf zum Berlinbuch
Estimate: 8.000 - 10.000 EUR
Price realised: 13.640 EUR
Price realised: 13.640 EUR
Description
1946
Maquette für ein Photobuch mit zahlreichen Photographien und Photocollagen. 32,4 x 24 x 4 cm. 84 Seiten. Auf dem Schmutztitel mit Tinte signiert, datiert und beschriftet sowie mit Photographenstempel. Einige Seiten von fremder Hand mit Bleistift bezeichnet.
Mit beiliegendem handschriftlichen Brief Hein Gornys
Weitere Abbildungen auf Anfrage
“Reproduktion verboten” stempelt Hein Gorny Pfingsten 1946 vorne auf die Leerseiten seiner Maquette, um dann handschriftlich zu ergänzen, dass es sich hierbei um “Proben aus einem demnächst erscheinenden Buch“ handele. Zu einer Publikation seines Bildbandes, einer ebenso faszinierenden wie bedrückenden Dokumentation der von Bomben zerstörten Hauptstadt, sollte es jedoch nie kommen; angesichts der Wirren und wirtschaftlichen Not fand sich, nur ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs, kein Verleger für ein solches Projekt.
Spricht Hein Gorny in einem handschriftlichen Brief, der seinem Buchentwurf beiliegt, von „einigen bescheidenen Proben aus einem grossen Plan“, so überrascht diese Bemerkung angesichts der wohlüberlegten und in sich schlüssigen Dramaturgie, der seine Photographien und Photomontagen auf 42 Doppelseiten folgen.
Das Bild, das sich hier entfaltet, ist angesichts der allgegenwärtig erscheinenden Zerstörung ein Verheerendes: Ausgehöhlte Ruinen ragen in den Himmel, Dachstühle sind ausgebrannt, Kuppeln erscheinen wie skelettiert, ganze Wohnblöcke sind dem Erdboden gleichgemacht. Der Tiergarten, in der Not der Nachkriegsjahre abgeholzt, erscheint als kahle, staubige Brache, in den Straßen türmen sich die Trümmer.
Verwendung fanden neben Gornys eigenen Berlin-Aufnahmen aus den Vor- und Nachkriegsjahren Bilder des ebenfalls in Berlin als Photograph tätigen Friedrich Seidenstücker sowie Luftaufnahmen, die Gorny 1945 gemeinsam mit dem amerikanischen Photographen Adolph Carl Byers gemacht hatte. Darüber hinaus griff er auf bereits publiziertes, d.h. vorgefundenes Bildmaterial zurück. Historische Stadtansichten der repräsentativen Bauten Berlins aus der Vorkriegszeit zählen ebenso dazu wie Bilder, die Gorny aus der Tagespresse abphotographierte, darunter eine Aufnahme der im Mai 1944 nach einem Bombenangriff in Flammen stehenden Kuppel des Französischen Doms.
Besonders erwähnenswert ist hier jedoch eine Montage John Heartfields, die Gorny aus Kurt Tucholskys 1929 publiziertem Buch „Deutschland, Deutschland über alles“ übernahm. Abgebildet auf einer der ersten Seiten der Maquette, verortet Gorny mit seinem Rückgriff auf das Bild des auf der Kuppel des Reichstagsgebäudes tatenlos und seelenruhig die Zeichen der Zeit verschlafenden Parlamentariers einen der Gründe für die Katastrophe in der politischen Instabilität der Weimarer Republik. Die sich gleichsam auf jeder Seite mitteilende Anklage, die Gorny angesichts der maßlosen Zerstörung mit seinem Buch erhebt, richtet sich demnach keineswegs gegen die Alliierten, die die Stadt ab Herbs
Maquette für ein Photobuch mit zahlreichen Photographien und Photocollagen. 32,4 x 24 x 4 cm. 84 Seiten. Auf dem Schmutztitel mit Tinte signiert, datiert und beschriftet sowie mit Photographenstempel. Einige Seiten von fremder Hand mit Bleistift bezeichnet.
Mit beiliegendem handschriftlichen Brief Hein Gornys
Weitere Abbildungen auf Anfrage
“Reproduktion verboten” stempelt Hein Gorny Pfingsten 1946 vorne auf die Leerseiten seiner Maquette, um dann handschriftlich zu ergänzen, dass es sich hierbei um “Proben aus einem demnächst erscheinenden Buch“ handele. Zu einer Publikation seines Bildbandes, einer ebenso faszinierenden wie bedrückenden Dokumentation der von Bomben zerstörten Hauptstadt, sollte es jedoch nie kommen; angesichts der Wirren und wirtschaftlichen Not fand sich, nur ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs, kein Verleger für ein solches Projekt.
Spricht Hein Gorny in einem handschriftlichen Brief, der seinem Buchentwurf beiliegt, von „einigen bescheidenen Proben aus einem grossen Plan“, so überrascht diese Bemerkung angesichts der wohlüberlegten und in sich schlüssigen Dramaturgie, der seine Photographien und Photomontagen auf 42 Doppelseiten folgen.
Das Bild, das sich hier entfaltet, ist angesichts der allgegenwärtig erscheinenden Zerstörung ein Verheerendes: Ausgehöhlte Ruinen ragen in den Himmel, Dachstühle sind ausgebrannt, Kuppeln erscheinen wie skelettiert, ganze Wohnblöcke sind dem Erdboden gleichgemacht. Der Tiergarten, in der Not der Nachkriegsjahre abgeholzt, erscheint als kahle, staubige Brache, in den Straßen türmen sich die Trümmer.
Verwendung fanden neben Gornys eigenen Berlin-Aufnahmen aus den Vor- und Nachkriegsjahren Bilder des ebenfalls in Berlin als Photograph tätigen Friedrich Seidenstücker sowie Luftaufnahmen, die Gorny 1945 gemeinsam mit dem amerikanischen Photographen Adolph Carl Byers gemacht hatte. Darüber hinaus griff er auf bereits publiziertes, d.h. vorgefundenes Bildmaterial zurück. Historische Stadtansichten der repräsentativen Bauten Berlins aus der Vorkriegszeit zählen ebenso dazu wie Bilder, die Gorny aus der Tagespresse abphotographierte, darunter eine Aufnahme der im Mai 1944 nach einem Bombenangriff in Flammen stehenden Kuppel des Französischen Doms.
Besonders erwähnenswert ist hier jedoch eine Montage John Heartfields, die Gorny aus Kurt Tucholskys 1929 publiziertem Buch „Deutschland, Deutschland über alles“ übernahm. Abgebildet auf einer der ersten Seiten der Maquette, verortet Gorny mit seinem Rückgriff auf das Bild des auf der Kuppel des Reichstagsgebäudes tatenlos und seelenruhig die Zeichen der Zeit verschlafenden Parlamentariers einen der Gründe für die Katastrophe in der politischen Instabilität der Weimarer Republik. Die sich gleichsam auf jeder Seite mitteilende Anklage, die Gorny angesichts der maßlosen Zerstörung mit seinem Buch erhebt, richtet sich demnach keineswegs gegen die Alliierten, die die Stadt ab Herbs
A top price for Hein Gorny
The work Entwurf zum Berlinbuch by Hein Gorny was auctioned at Lempertz in Cologne in November 2018. It achieved a price of EUR 13,640.00 exceeding the upper end of the estimate range by 36 %. With this result, Entwurf zum Berlinbuch is even the most expensive work of art by Hein Gorny that we have observed at auctions so far.
Ein Spitzenpreis für Hein Gorny
Die Arbeit Entwurf zum Berlinbuch von Hein Gorny kam im November 2018 bei Lempertz in Köln zur Auktion. Sie erzielte dabei einen Preis von EUR 13.640,00 und übertraf damit das obere Ende der Schätzpreisspanne um 36 %. Mit diesem Ergebnis ist Entwurf zum Berlinbuch sogar das teuerste Kunstwerk von Hein Gorny, das wir bisher bei Auktionen beobachtet haben.