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Caesar Boetius van Everdingen
Junge Bäuerin mit schwarzem Hut an einem Zaun
Found at
Lempertz,
Cologne
Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen 14.-19. Jh., Lot 1546
20. Nov - 20. Nov 2021
Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen 14.-19. Jh., Lot 1546
20. Nov - 20. Nov 2021
Estimate: 140.000 - 180.000 EUR
Price realised: 175.000 EUR
Price realised: 175.000 EUR
Description
Öl auf Leinwand. 91 x 74,6 cm (oval).
Wer ist diese junge Frau? Was stellt sie dar, und - vor allem - was macht sie überhaupt? Nach seiner Wiederentdeckung 2002 hat dieses Gemälde Caesar van Everdingens lange Zeit Rätsel aufgegeben. Die Frau lehnt sich an einen Holzzaun und beugt sich nach vorne, mit der Hand macht sie eine erst einmal schwer zu deutende Geste. Sie trägt einen sonderbaren Hut und ist in einen dunklen Umhang gehüllt. So rätselhaft die Ikonografie, so bemerkenswert ist der malerische Stil: Aufgrund des hellen, schmelzartigen Inkarnats galt das Gemälde einst als ein Werk des französischen Klassizismus, bis Albert Blankert und Paul Huys Janssen es Caesar van Everdingen zugeschrieben haben. Dass ein Gemälde, im Alkmaar des 17. Jahrhunderts entstanden, in das Frankreich des späten 18. Jahrhunderts verortet worden ist, zeugt von der stilistischen Modernität und Individualität Caesar van Everdingens. Dass die Darstellung so lange Rätsel aufgegeben hat, spricht überdies für den Erfindungsreichtum die
Die Kopfbedeckung gibt einen Hinweis auf die Identität der jungen Frau: Sie trägt einen spitzen Hut, wie ihn holländische Bäuerinnen trugen, dies zeigen zeitgenössische Darstellungen - allein dass sie den Hut verkehrt herum trägt, mit der Spitze nach hinten (Abb. 1; vgl. Blankert, op. cit. S. 136, Anm. 2). Dies verleiht ihr etwas Lässiges, Kesses, Nonchalantes. Es handelt sich also um eine junge Bäuerin, und so lässt sich vermuten, dass sie gerade am Zaun lehnend ihre Tiere füttert. Bereits früheren Betrachtern ist die erotische Konnotation dieser Darstellung - halb Genre, halb Tronie - nicht verborgen geblieben, zeigt die leicht rotwangige junge Bäuerin doch dadurch, dass sie sich nach vorne beugt, offenherzig ihr Dekolleté und die weiße Bluse, die sie unter dem Gewand trägt. Blankert vermutete aufgrund der starken Unteransichtigkeit des Bildes, dass es Teil einer Deckendekoration gewesen sein könnte, die Untersicht könnte jedoch auch für ein Kaminstück sprechen. Pa
Lange Zeit prägte das Ideal einer tonalen Malerei - etwa Rembrandts und der Rembrandt-Schule - die Vorstellungen der holländischen Kunst des 17. Jahrhunderts. Dies hat dazu geführt, dass die Künstler nicht die adäquate Wertschätzung erfuhren, die man heute dem „holländischen Klassizismus“ zuordnet. Erst eine Reihe von Ausstellungen und Publikationen (etwa die Ausstellung „Holländischer Klassizismus“, Rotterdam und Frankfurt am Main 1999) haben den Blick für die Kunst von Künstlern wie Caesar van Everdingens geschärft. Dies erklärt wohl auch, warum ein Meisterwerk des Künstlers wie „Ein Mädchen mit breitkrempigem Hut“ erst 2009 in die Sammlung des Rijksmuseums gelangte (Abb. 2). Bei den Zeitgenossen war Caesar van Everdingen hoch angesehen; nicht umsonst zählte er zu den zwölf Künstlern, die an der Ausstattung des Oranjezaals in Huis ten Bosch, Den Haag, beteiligt waren - dem bedeutendsten Kunstauftrag in den Niederlanden Mitte des 17. Jahrhunderts (Abb. 3).
Auktion Sotheby´s, London, 9.7.2002, Lot 438. - Auktion Sotheby´s, London, 7.7.2011, Lot 235. - Dort vom jetzigen Eigentümer erworben.
Wer ist diese junge Frau? Was stellt sie dar, und - vor allem - was macht sie überhaupt? Nach seiner Wiederentdeckung 2002 hat dieses Gemälde Caesar van Everdingens lange Zeit Rätsel aufgegeben. Die Frau lehnt sich an einen Holzzaun und beugt sich nach vorne, mit der Hand macht sie eine erst einmal schwer zu deutende Geste. Sie trägt einen sonderbaren Hut und ist in einen dunklen Umhang gehüllt. So rätselhaft die Ikonografie, so bemerkenswert ist der malerische Stil: Aufgrund des hellen, schmelzartigen Inkarnats galt das Gemälde einst als ein Werk des französischen Klassizismus, bis Albert Blankert und Paul Huys Janssen es Caesar van Everdingen zugeschrieben haben. Dass ein Gemälde, im Alkmaar des 17. Jahrhunderts entstanden, in das Frankreich des späten 18. Jahrhunderts verortet worden ist, zeugt von der stilistischen Modernität und Individualität Caesar van Everdingens. Dass die Darstellung so lange Rätsel aufgegeben hat, spricht überdies für den Erfindungsreichtum die
Die Kopfbedeckung gibt einen Hinweis auf die Identität der jungen Frau: Sie trägt einen spitzen Hut, wie ihn holländische Bäuerinnen trugen, dies zeigen zeitgenössische Darstellungen - allein dass sie den Hut verkehrt herum trägt, mit der Spitze nach hinten (Abb. 1; vgl. Blankert, op. cit. S. 136, Anm. 2). Dies verleiht ihr etwas Lässiges, Kesses, Nonchalantes. Es handelt sich also um eine junge Bäuerin, und so lässt sich vermuten, dass sie gerade am Zaun lehnend ihre Tiere füttert. Bereits früheren Betrachtern ist die erotische Konnotation dieser Darstellung - halb Genre, halb Tronie - nicht verborgen geblieben, zeigt die leicht rotwangige junge Bäuerin doch dadurch, dass sie sich nach vorne beugt, offenherzig ihr Dekolleté und die weiße Bluse, die sie unter dem Gewand trägt. Blankert vermutete aufgrund der starken Unteransichtigkeit des Bildes, dass es Teil einer Deckendekoration gewesen sein könnte, die Untersicht könnte jedoch auch für ein Kaminstück sprechen. Pa
Lange Zeit prägte das Ideal einer tonalen Malerei - etwa Rembrandts und der Rembrandt-Schule - die Vorstellungen der holländischen Kunst des 17. Jahrhunderts. Dies hat dazu geführt, dass die Künstler nicht die adäquate Wertschätzung erfuhren, die man heute dem „holländischen Klassizismus“ zuordnet. Erst eine Reihe von Ausstellungen und Publikationen (etwa die Ausstellung „Holländischer Klassizismus“, Rotterdam und Frankfurt am Main 1999) haben den Blick für die Kunst von Künstlern wie Caesar van Everdingens geschärft. Dies erklärt wohl auch, warum ein Meisterwerk des Künstlers wie „Ein Mädchen mit breitkrempigem Hut“ erst 2009 in die Sammlung des Rijksmuseums gelangte (Abb. 2). Bei den Zeitgenossen war Caesar van Everdingen hoch angesehen; nicht umsonst zählte er zu den zwölf Künstlern, die an der Ausstattung des Oranjezaals in Huis ten Bosch, Den Haag, beteiligt waren - dem bedeutendsten Kunstauftrag in den Niederlanden Mitte des 17. Jahrhunderts (Abb. 3).
Auktion Sotheby´s, London, 9.7.2002, Lot 438. - Auktion Sotheby´s, London, 7.7.2011, Lot 235. - Dort vom jetzigen Eigentümer erworben.
Auction result well in line with expectations
In November 2021 Lempertz in Cologne held the auction Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen 14.-19. Jh., which included the work Junge Bäuerin mit schwarzem Hut an einem Zaun by Cesar Boetius van Everdingen. It changed hands for a price of EUR 175,000.00 achieving a result in the upper range of the estimate price range of EUR 140,000.00 – 180,000.00. Admittedly, works by Cesar Boetius van Everdingen have also been auctioned for a multiple of this price - according to our records, the highest result so far was achieved by the work Girl Holding A Basket Of Plums in December 2009 with an auction result of GBP 1,161,250.00 (€ 1,309,930.84).
Auktionsergebnis im Rahmen der Erwartungen
Im November 2021 führte Lempertz in Köln die Auktion Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen 14.-19. Jh. durch, in der auch die Arbeit Junge Bäuerin mit schwarzem Hut an einem Zaun von Cesar Boetius van Everdingen zur Versteigerung kam. Dabei wechselte sie für einen Preis von EUR 175.000,00 den Besitzer und erzielte damit ein Ergebnis im oberen Bereich der Schätzpreisspanne von EUR 140.000,00 – 180.000,00. Freilich wurden Arbeiten von Cesar Boetius van Everdingen auch schon für ein Vielfaches dieses Preises versteigert – das bisher höchste Ergebnis erzielte nach unseren Aufzeichnungen die Arbeit Girl Holding A Basket Of Plums im Dezember 2009 mit einem Auktionsergebnis von GBP 1.161.250,00 (€ 1.309.930,84).