Bartolomé Esteban Murillo
Rosenkranzmadonna
Estimate: 1.000.000 - 1.500.000 EUR
Price realised: 1.160.000 EUR
Price realised: 1.160.000 EUR
Description
Öl auf Leinwand (doubliert). 167,2 x 112 cm.
Signiert unten links: Murillo f:.
Bartolomé Esteban Murillos ist einer der bedeutenden Meister des „siglo de oro“, des goldenen Zeitalters der spanischen Malerei, und seine Werke befinden sich in den großen Museen der Welt. Bewundert werden sie vor allem wegen ihres volkstümlichen Realismus und der menschlichen Mystik, die Murillos religiöse Malerei auszeichnet. Der Meister aus Sevilla, der seine Heimatstadt nur einmal im Leben für eine kurze Reise nach Madrid verlassen hat, malte insgesamt vier Tafeln mit dem Motiv der „Rosenkranzmadonna“, von denen zwei besonders ähnlich sind. Die eine befindet sich seit 1822 als Geschenk des Großherzogs Ferdinand III. von Lothringen im Palazzo Pitti in Florenz, und die zweite ist das hier vorliegende Werk, das als einziges der vier signiert ist.
Aus verschiedenen schriftlichen Quellen des 18. Jahrhunderts wissen wir, dass sich in der Sakristei des Klosters Carmen Calzado in Sevilla eine „Madonna mit Kind“ von Murillo befand. Die große Tafel, die die Madonna in Lebensgröße zeigte, war offensichtlich von den Karmelitern bei dem jungen, nicht unweit des Klosters wohnenden Maler in Auftrag gegeben worden. Sie verblieb „in situ“ bis zu den Wirren der napoleonischen Zeit, als kirchliche Einrichtungen säkularisiert und geplündert wurden. Anders als viele andere bedeutende Kunstwerke, die damals auf den Markt kamen und ins Ausland verkauft wurden, blieb diese Madonna von Murillo offensichtlich in Sevilla. Denn 1833 erwirbt sie dort der Engländer Julian Benjamin Williams, ein leidenschaftlicher Kunstsammler und Kunstagent. In einem kürzlich veröffentlichten Brief vom Januar 1833 an William Eden in England schreibt Williams, dass er gerade eine großartige Madonna in Lebensgröße von Murillo erworben habe. Ein Jahr spä
Noch im selben Jahr kaufte William Eden, 4th Baronet of Maryland (1803-1873) das Gemälde und ließ es in seine Residenz Windelstone House, Durham, schicken (H. Brigstocke, op. cit., S. 122). Murillos „Rosenkranzmadonna“, gelegentlich auch „Madonna Eden“ genannt, blieb im Besitz der Familie über drei Generationen, bis sie 1933 in London versteigert wurde. Sie wurde damals von der New Yorker Newhouse Gallery erworben, die sie später an den Pianisten José Iturbí verkaufte. Aus dessen Familien-Nachlass wurde sie 2008 völlig verkannt als “studio of Bartolomé Esteban Murillo“ auf einer Auktion in Los Angeles versteigert und dort von dem jetzigen Eigentümer erworben (Bonhams Los Angeles 2.6.2008, Lot 186).
Über zwei Jahrhunderte genoss die Tafel allgemeine Bewunderung als ein Werk von Murillo; zunächst im Kloster selbst, später in der Sammlung Eden sowie auf zwei Ausstellungen Spanischer Malerei in London (1895/96 und 1913/14).
In seiner Monographie zu Murillo von 1913 veröffentlichte Ludwig Mayer die Eden-Madonna ohne Einschränkungen bezüglich der Zuschreibung anhand einer alten Photographie (L. A. Mayer, op. cit.). Warum er 1934 seine Meinung zu dem Gemälde geändert hat und es dann für eine Kopie hielt, ist nicht bekannt (L. A. Mayer, op. cit.), auch nicht, ob er es je im Original gesehen hat. Sicher ist jedoch, dass er irrtümlicherweise die sehr ähnliche Komposition aus dem Palazzo Pitti für die Tafel aus dem Karmeliter-Kloster von Sevilla hielt, was heute widerlegt ist. Mayers Urteil über das Bild hat sich später auch Angulo Iniguez (1981, op. cit.) zu eigen gemacht. Auch bei ihm ist es fraglich, ob er das Bild im Original gesehen hat, da ihm sein Verbleib nicht bekannt ist.
Im Lichte kürzlich ausgeführter technologischer Untersuchungen und kunsthistorischer Studien von einer jüngeren Kunsthistorikergeneration wie Alvarez Calero, Ignacio Cano (H. Brigstocke op. cit. S. 120) und Hugh Brigstocke (siehe Literatur) wird die „Eden-Madonna“ wieder als charakteristisches Werk aus der frühen Reifezeit des Malers gesehen, das um 1645/1650 für das Kloster Carmen Calzado in Sevilla gemalt wurde. Die Bedeutung dieses Auftrages scheint der Maler mit seiner Unterschrift ausdrücklich bestätigen zu wollen.
Abgesehen von der Signatur, hat die technologische Untersuchung von Rafael Romero Asenjo und Adelina Ilán Gutierrez 2013 eine weitere Besonderheit des Bildes zu Tage gebracht. Murillo hat auf der grauen Grundierung, bestehend aus Bleiweiß und Beinschwarz, bei dem Umhang der Madonna nur mit reinem Azurit von hoher Qualität gearbeitet. Da dieses Material besonders kostbar und entsprechend teuer war, hat er bei anderen Bildern meistens eine Mischung von Azurit oder Lapislazuli mit minderwertigeren Pigmenten verwendet. Man kann auch diese Auffälligkeit des Bildes nur darauf zurückführen, dass sich der Maler der Bedeutung des Auftrages bewusst war. Für die Karmeliter von Sevilla hatte vor
Kloster Carmen Calzado, Sevilla bis ca. 1810. – Wahrscheinlich Manuel del Real Garcia, Sevilla. - Julian B. Williams, Sevilla. - 1834 verkauft an Sir William Eden, 4th Baronet of Maryland (1803-1873). - Im Erbgang an seinen Sohn Sir Robert Johnson Eden. - Danach sein Sohn Timothy Calvert Eden. - Sotheby´s London 26.7.1933, Lot 17. - The Newhouse Galleries, New York von 1922-1938. - Dort von dem Pianisten José Iturbi 1938 erworben. - Nachlass José Iturbi und Marion Seabury 1980-2008. - Bonhams Los Angeles, 2.6.2008, Lot 186 (als B. E. Murillo, Werkstatt). - Dort vom jetzigen Eigentümer erworben.
Signiert unten links: Murillo f:.
Bartolomé Esteban Murillos ist einer der bedeutenden Meister des „siglo de oro“, des goldenen Zeitalters der spanischen Malerei, und seine Werke befinden sich in den großen Museen der Welt. Bewundert werden sie vor allem wegen ihres volkstümlichen Realismus und der menschlichen Mystik, die Murillos religiöse Malerei auszeichnet. Der Meister aus Sevilla, der seine Heimatstadt nur einmal im Leben für eine kurze Reise nach Madrid verlassen hat, malte insgesamt vier Tafeln mit dem Motiv der „Rosenkranzmadonna“, von denen zwei besonders ähnlich sind. Die eine befindet sich seit 1822 als Geschenk des Großherzogs Ferdinand III. von Lothringen im Palazzo Pitti in Florenz, und die zweite ist das hier vorliegende Werk, das als einziges der vier signiert ist.
Aus verschiedenen schriftlichen Quellen des 18. Jahrhunderts wissen wir, dass sich in der Sakristei des Klosters Carmen Calzado in Sevilla eine „Madonna mit Kind“ von Murillo befand. Die große Tafel, die die Madonna in Lebensgröße zeigte, war offensichtlich von den Karmelitern bei dem jungen, nicht unweit des Klosters wohnenden Maler in Auftrag gegeben worden. Sie verblieb „in situ“ bis zu den Wirren der napoleonischen Zeit, als kirchliche Einrichtungen säkularisiert und geplündert wurden. Anders als viele andere bedeutende Kunstwerke, die damals auf den Markt kamen und ins Ausland verkauft wurden, blieb diese Madonna von Murillo offensichtlich in Sevilla. Denn 1833 erwirbt sie dort der Engländer Julian Benjamin Williams, ein leidenschaftlicher Kunstsammler und Kunstagent. In einem kürzlich veröffentlichten Brief vom Januar 1833 an William Eden in England schreibt Williams, dass er gerade eine großartige Madonna in Lebensgröße von Murillo erworben habe. Ein Jahr spä
Noch im selben Jahr kaufte William Eden, 4th Baronet of Maryland (1803-1873) das Gemälde und ließ es in seine Residenz Windelstone House, Durham, schicken (H. Brigstocke, op. cit., S. 122). Murillos „Rosenkranzmadonna“, gelegentlich auch „Madonna Eden“ genannt, blieb im Besitz der Familie über drei Generationen, bis sie 1933 in London versteigert wurde. Sie wurde damals von der New Yorker Newhouse Gallery erworben, die sie später an den Pianisten José Iturbí verkaufte. Aus dessen Familien-Nachlass wurde sie 2008 völlig verkannt als “studio of Bartolomé Esteban Murillo“ auf einer Auktion in Los Angeles versteigert und dort von dem jetzigen Eigentümer erworben (Bonhams Los Angeles 2.6.2008, Lot 186).
Über zwei Jahrhunderte genoss die Tafel allgemeine Bewunderung als ein Werk von Murillo; zunächst im Kloster selbst, später in der Sammlung Eden sowie auf zwei Ausstellungen Spanischer Malerei in London (1895/96 und 1913/14).
In seiner Monographie zu Murillo von 1913 veröffentlichte Ludwig Mayer die Eden-Madonna ohne Einschränkungen bezüglich der Zuschreibung anhand einer alten Photographie (L. A. Mayer, op. cit.). Warum er 1934 seine Meinung zu dem Gemälde geändert hat und es dann für eine Kopie hielt, ist nicht bekannt (L. A. Mayer, op. cit.), auch nicht, ob er es je im Original gesehen hat. Sicher ist jedoch, dass er irrtümlicherweise die sehr ähnliche Komposition aus dem Palazzo Pitti für die Tafel aus dem Karmeliter-Kloster von Sevilla hielt, was heute widerlegt ist. Mayers Urteil über das Bild hat sich später auch Angulo Iniguez (1981, op. cit.) zu eigen gemacht. Auch bei ihm ist es fraglich, ob er das Bild im Original gesehen hat, da ihm sein Verbleib nicht bekannt ist.
Im Lichte kürzlich ausgeführter technologischer Untersuchungen und kunsthistorischer Studien von einer jüngeren Kunsthistorikergeneration wie Alvarez Calero, Ignacio Cano (H. Brigstocke op. cit. S. 120) und Hugh Brigstocke (siehe Literatur) wird die „Eden-Madonna“ wieder als charakteristisches Werk aus der frühen Reifezeit des Malers gesehen, das um 1645/1650 für das Kloster Carmen Calzado in Sevilla gemalt wurde. Die Bedeutung dieses Auftrages scheint der Maler mit seiner Unterschrift ausdrücklich bestätigen zu wollen.
Abgesehen von der Signatur, hat die technologische Untersuchung von Rafael Romero Asenjo und Adelina Ilán Gutierrez 2013 eine weitere Besonderheit des Bildes zu Tage gebracht. Murillo hat auf der grauen Grundierung, bestehend aus Bleiweiß und Beinschwarz, bei dem Umhang der Madonna nur mit reinem Azurit von hoher Qualität gearbeitet. Da dieses Material besonders kostbar und entsprechend teuer war, hat er bei anderen Bildern meistens eine Mischung von Azurit oder Lapislazuli mit minderwertigeren Pigmenten verwendet. Man kann auch diese Auffälligkeit des Bildes nur darauf zurückführen, dass sich der Maler der Bedeutung des Auftrages bewusst war. Für die Karmeliter von Sevilla hatte vor
Kloster Carmen Calzado, Sevilla bis ca. 1810. – Wahrscheinlich Manuel del Real Garcia, Sevilla. - Julian B. Williams, Sevilla. - 1834 verkauft an Sir William Eden, 4th Baronet of Maryland (1803-1873). - Im Erbgang an seinen Sohn Sir Robert Johnson Eden. - Danach sein Sohn Timothy Calvert Eden. - Sotheby´s London 26.7.1933, Lot 17. - The Newhouse Galleries, New York von 1922-1938. - Dort von dem Pianisten José Iturbi 1938 erworben. - Nachlass José Iturbi und Marion Seabury 1980-2008. - Bonhams Los Angeles, 2.6.2008, Lot 186 (als B. E. Murillo, Werkstatt). - Dort vom jetzigen Eigentümer erworben.
Auction result well in line with expectations
The work Rosenkranzmadonna by Bartolomé Esteban Murillo was auctioned at Lempertz in Cologne in May last year. The price achieved of EUR 1,160,000.00 was within expectations - the estimate range had previously been set by the auction house as EUR 1,000,000.00 – 1,500,000.00. However, buyers have had to dig much deeper into their pockets for other works by Bartolomé Esteban Murillo - we have observed the highest auction result to date for the work Christ the Man of Sorrows, which sold at auction in December 2005 for GBP 2,472,000.00 (€ 3,587,969.60).
Auktionsergebnis im Rahmen der Erwartungen
Die Arbeit Rosenkranzmadonna von Bartolomé Esteban Murillo kam im Mai letzten Jahres bei Lempertz in Köln zur Auktion. Der dabei erzielte Preis von EUR 1.160.000,00 lag im Rahmen der Erwartungen – die Schätzpreisspanne war von dem Auktionshaus zuvor mit EUR 1.000.000,00 – 1.500.000,00 angegeben worden. Für andere Arbeiten von Bartolomé Esteban Murillo mussten die Käufer allerdings auch schon deutlich tiefer in die Tasche greifen – das bisher höchste Auktionsergebnis haben wir für die Arbeit Christ the Man of Sorrows beobachtet, die im Dezember 2005 für GBP 2.472.000,00 (€ 3.587.969,60) versteigert wurde.