Selbst für die in der Formensprache der abstrakten Malerei kundigen Kenner kann die Malerei des in Wiesbaden lebenden und arbeitenden Malers Mathias Graffé überaus überraschende und spannende Impulse vermitteln. Was der Maler in seinen zumeist großformatigen Acrylarbeiten auf die Leinwand bannt, lässt sich in nüchternen Worten so leicht gar nicht ausdrücken. Zwar aus der Formensprache der zweiten Moderne nach 1945 schöpfend und dem Duktus der informellen Malerei verbunden, entwickelt Mathias Graffé eine verblüffende Bildsprache in ihrer Komposition wie in ihrer emotionalen Signalwirkung. Seine Malerei ist zugleich kraftvoll kompakt, so dann aber auch graziös und fragil in der Leichtigkeit und durchschimmernden Eleganz der Farbflächen. Im Unbewusst-Intuitiven des gestischen Malautomatismus werden dingliche wie symbolische Anklänge an die Naturformen entworfen. Da türmen sich Farbflächen wie Erdschichten und Eisflächen auf, da funkeln kristallene Strukturen in Spannungen gesetzt zu Lavaströmen und Schneefläche, auch imaginäre Gebirgsstrukturen und Schluchten sind vor dem geistigem Auge des Betrachters zu bezwingen. Mathias Graffés Kunst ist überaus reich an Tiefe, Struktur und Vielschichtigkeit und assoziiert Welten, die den Betrachter in ihren Bann ziehen.

Roland Mietz, Kunsthistoriker