In Fictions of Emancipation: Carpeaux Recast untersucht das Metropolitan Museum of Art (kurz Met) in New York ab dem 10. März zum ersten Mal westliche Skulpturen im Kontext der Geschichte des transatlantischen Sklavenhandels, des Kolonialismus und des Imperialismus. Im Zentrum der Ausstellung, die bis zum 5. März 2023 zu sehen ist, steht die Marmorbüste Why Born Enslaved! (1873) des französischen Bildhauers Jean-Baptiste Carpeaux. Er schuf sie im Zuge der US-amerikanischen Emanzipation, etwa zwanzig Jahre nach der Abschaffung der Sklaverei im französischen Atlantik. Diese Zeit war zum einen geprägt von der Anti-Sklaverei-Symbolik, zum anderen von der Entwicklung ethnografischer Theorien über vermeintliche rassische Unterschiede beim Menschen sowie Frankreichs kolonialistischer Faszination für Afrika. Die Ausstellung möchte die Stellung der Skulptur in diesen Kontexten untersuchen und einen eingehenden Blick auf die Darstellung der Versklavung, Emanzipation und der Persönlichkeit Schwarzer Menschen werfen. Sie stellt so in Frage , ob die Skulptur nach der Abschaffung der Sklaverei tatsächlich eine klare moralische oder politische Haltung darstellt.
Dafür werden neben Why Born Enslaved! mehr als fünfunddreißig weitere Kunstwerke gezeigt, die sich um die Skulptur von Carpeaux entfalten. Darunter befinden sich Arbeiten von Josiah Wedgwood, Frédéric Auguste Bartholdi, Charles Cordier, Edmonia Lewis und Louis-Simon Boizot. Sie sollen zeigen, wie sich westliche Künstlerinnen und Künstler des 19. Jahrhunderts mit der Schwarzen Figur als politisches Symbol und Ort exotischer Schönheit auseinandersetzten. Zustätzlich verbinden die zeitgenössischen Skulpturen von Kara Walker und Kehinde Wiley den Dialog über Carpeaux' Büste mit aktuellen Diskussionen über das Erbe der Sklaverei in der westlichen Welt.