»[…] kein Mensch kennt mich, nur du weißt wie ich bin, nur dir habe ich mich gegeben so wie ich bin, das brauchen andere Menschen auch nicht zu wissen« – Worte, die Benjamine van der Meer de Walcheren an ihren künftigen Ehemann Georg Kolbe richtete. Sie schrieb sie in einem der zahllosen Briefe, die ein Nachlassfund 2019 enthüllte. Diesen Niederschriften widmet sich das Georg Kolbe Museum zwischen dem 5. März und dem 29. Mai in der Ausstellung Kein Mensch kennt mich. Es zeigt bisher unbekannte Facetten Benjamine Kolbes und stellt sie neben die Skulpturen und Skizzen ihres Konterfeis, die aus der Feder ihres Mannes stammen.
Die neu hinzu gewonnenen Kenntnisse über Benjamine Kolbe treffen im Kolbe Museum auf die Werke Iris Häusslers (1962). If – unvorhergesehene Begegnung ergänzt die Kolbe-Ausstellung durch passendes Bildmaterial. Häussler stellt die Begegnung des Ehepaar Kolbes mithilfe zweier ihrer fiktiven Charaktere nach. Die Besuchenden erleben ihre Geschichte der französischen Malerin Sophie La Rosière (1867–1948) und dem Aktmodell Florence Hasard (1882–?). Das Kolbe Museum vervollständigt die Ausstellung mit Häusslers düsteren Gemälden, die Assoziationen zu menschlichen Organen erwecken. Im Zentrum der Häussler-Werkschau steht die titelgebende Installation If – das Ergebnis ihrer Recherchearbeit zum Kunstschaffen von Frauen im frühen 20. Jahrhundert. Die Installation bringt sie in eine narrative Form und verknüpft sie mit historischem Material aus dem Archiv des Georg Kolbe Museums.
Die 1881 geborene Benjamine van der Meer de Walcheren trug ab 1902 mit der Eheschließung Kolbes den gemeinsamen Familiennamen. Ihr früher Tod 1927 verschlug den Witwer und Bildhauer Georg Kolbe in sein Wohnatelier, wo sich heute das nach ihm benannte Museum befindet. Er ließ es 1928 als Rückzugsort nahe dem Grabe seiner Frau errichten.
Iris Häussler ist eine zeitgenössische Künstlerin. Ihre Schwerpunkte liegen auf Konzeptkunst und Installationen. Häussler wurde 1962 in Friedrichshafen am Bodensee geboren, studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und lebt heute in Toronto. Sie inszeniert mit Vorliebe »fiktive Hinterlassenschaften« und spinnt Geschichten um historische Figuren.